Autor: Peter Wellmann / 4.03.2022
Heutzutage kann man mit kleinen preiswerten O2-Geräten weit verbreitete Erkrankungen rechtzeitig erkennen. Zum Beispiel weisen plötzliche Sauerstoffabfälle im Schlaf auf einen gefährlichen Atemstillstand hin. Bei der Auswahl der Geräte ist aber einiges zu beachten. Erstens sollte auch der Laie erkennen ob Gefahr in Verzug ist, zweitens muss das Gerät aussagekräftige Daten für den Arzt liefern, drittens ist unkomplizierte Bedienung unverzichtbar. Um diese Forderungen zu erfüllen ist viertens eine Langzeit-Aufzeichnung erforderlich. Dabei sollte neben O2-Sättigung und Herzfrequenz zwingend auch die Bewegung aufgezeichnet werden, nur so können Bewegungsartefakte identifiziert werden. Um solche Artefakte zu minimieren muss fünftens der Sensor möglichst kompakt und sicher am Daumen/Finger anliegen. Diese Bedingung erfüllen die innovativen Ringsensoren von Contec, die man sogar unter einem Handschuh tragen kann. Sechstens ist eine Anbindung an Smartphon oder besser an einen PC mit seinem großen Bildschirm erforderlich, die eine sekundengenaue Aufzeichnung und Analyse zulässt. Siebtens wäre noch eine saubere Anzeige der Pulswelle (Pleth) und bei Schlafanalysen die Aufzeichnung des Atemdrucks (ersatzweise der Atemgeräusche) sinnvoll. Hinweise zu Punkt 7 gibt es im Anhang.
Die Geräte: Die einzigen uns bekannten preiswerten Geräte die die Bedingungen 1...6 in geradezu idealer Weise erfüllen, sind die Viatom Checkme O2. Es gibt sie bei ähnlicher Bedienung als normale Version (Akkulaufzeit maximal 15h) und als etwas größere Version MAX (Akkulaufzeit bis 72h). Bei häufiger Verwendung ist die längere Laufzeit vorteilhaft. Einen weiteres Gerät O2Ring (Akkulaufzeit maximal 15h) belohnt einen leichten Kompromiss bei Bedingung 5 mit einfachster Handhabung. Zur Langzeitaufzeichnung sind Displays nicht wichtig, sie sind dem entsprechend einfach gehalten und nicht sehr hell. Eine Anzeige von O2-Sättigung und Puls ist jedoch auch am Gerät direkt möglich. Beim MAX und O2Ring kann die Anzeige optional auf permanent geschaltet werden, die Normalversion hat optional einen Modus M für längere Anzeige ohne Speicherung, und ist zudem als Schrittzähler nutzbar. Alle Versionen schreiben O2-Sättigung, Pulsrate und Bewegungsprotokolle. Die Datenauswertung und die Einstellung einiger Parameter (Uhr, Alarmgrenzen, Vibrationsalarm etc.) erfolgt mittels Bluetooth gekoppeltem Smartphon oder einer über USB Spezialkabel angebundenen kinderleicht bedienbaren PC-Software auch für ältere Windows Versionen. Trendmedic gibt Auskunft darüber, ob PC-Programm und Spezialkabel im Lieferumfang enthalten sind.
Bedienung Gerät: Nach korrekter Montage (immer den Ort mit der höchsten O2-Anzeige suchen) des Sensors am Daumen/Finger startet O2Ring die Aufzeichnung sofort, Checkme O2 benötigt dazu einen langen Druck auf den Taster. Die Geräte gehen dann nach kurzer Zeit in einen Energiesparmodus ohne Anzeige. Durch Drücken des Tasters kann jederzeit eine kurze Anzeige von O2-Sättigung, Puls und Uhrzeit erfolgen. Zieht man den Sensor vom Daumen/Finger ab, speichern die Geräte die Langzeitdaten, und ein langer Druck auf den Taster schaltet sie aus, O2Ring schaltet automatisch ab. Gespeichert werden 4 Sitzungen, jede bis zu 10 Stunden. Bei vollem Speicher wird die älteste Datei überschrieben. Laden des Akkus erfolgt über USB/USB-Ladegerät. Totale Entladung unbedingt vermeiden, Vollladung möglichst nur unmittelbar vor Gebrauch, bei Lagerung hält auch ein 70% geladener Akku die Spannung über viele Monate. Trotz vorbildlich einfacher Bedienung sollte man die Anleitung genau lesen.
Bedienung PC-Software: Man startet nach problemloser Installation die von Trendmedic auf USB-Stick gelieferte Software, verbindet man die Geräte mit dem beigelegten USB Spezialkabel mit dem PC, so schalten sie sich automatisch ein. Nach kurzer Zeit meldet die Statuszeile unten rechts die erfolgreiche Kopplung. Mit dem Button "Configure" oben links startet man die Parameter-Eingabe, wichtig ist hier die Synchronisation der Uhr im Checkme. Unter "Options" setzt man Sprache falls gewünscht auf Deutsch sowie andere Nutzerdaten und ändert gegebenenfalls deren Speicherort. Zur Gewöhnung spielt man etwas mit den Menüs, und liest die Anleitung. Nach Trennung vom USB schaltet Checkme durch langen Druck auf den Taster aus, O2Ring macht das automatisch. Die perfekt einfache Bedienung erübrigt jede weitere Beschreibung.
Hat man Langzeitdaten gesammelt, nutzt man den Button "Download" oben links, und beachtet die Fortschrittsanzeige unten links. Anschließend erscheinen Datum und Uhrzeit der geladenen Dateien im linken Programmfenster. Klicken auf einen Eintrag liefert einen Report mit einer perfekten Zusammenfassung und dem sekundengenauen Protokoll von O2-Sättigung, Puls und Bewegungsdaten. Hinweise können hinzugefügt und editiert werden, man kann perfekt drucken, als PDF oder CSV ausgeben. So entsteht ein vorbildlicher Arztreport, wie er in dieser Perfektion mit dem Smartphon nicht erstellbar ist. Wie man die Geräte nutzen kann, zeigen die folgenden Beispiele.
Erstes Beispiel: Abbildung 2 zeigt den Schlaf einer kompletten Nacht. In der O2-Kurve (rot) erkennt man sofort 5 Phasen mit reduziertem O2, drei davon unter der Grenze von 85% wurden von der Software mit schwarzen Dreiecken markiert. Die Pulskurve (blau) ist relativ dünn mit einigen signifikanten Spitzen, die mit Phasen erhöhter Bewegung (grüne Bewegungsaufzeichnung) einhergehen, und bis auf die hohe Spitze am Ende eher normal. Zwei beispielhaft ausgewählte Bereiche (grüne Unterstriche) wurden in hoher Auflösung unten dargestellt
Die Kurven links unten zeigen eindeutig krankhafte Atemstillstände. Der sinusförmige Verlauf bei O2 korreliert mit Zacken in der blauen Pulskurve darunter. Tonaufnahmen mit einem Diktiergerät zeigen kein Schnarchen, aber leiseres Luftschnappen. Verdacht auf CSA (Cheyne-Stokes-Atmung), sicherheitshalber Arzt konsultieren. Die Spitzen am Ende der Aufzeichnung wurden hingegen absichtlich provoziert (s. Bildtext). Den Report (auch Deutsch verfügbar) zu obigem Beispiel zeigt die Abbildung 3, die Zuverlässigkeit der Werte haben wir nicht kontrolliert. O2 Score (Wunschwert 10), ODI-Werte (Wunschwert <15/h), durchschnittliches SpO2 (Wunschwert alte Person in 600m Höhe 93-95%).
Zweites Beispiel: Man beachte Abbildung 4. SpO2 zeigt zwei mäßige Atemstörungen (vermutlich noch kein gravierendes Problem). Die Pulskurve zeigt mit hohem Puls und durchgängiger Verbreiterung von ca. 30 bpm einen gravierenden Verdacht auf absolute Arrhythmie durch Vorhofflimmern/Flattern. Ein Ausschnitt unten bestätigt eine normale O2 Kurve aber eine völlig unnormale Herzrate, was einen sofortigen Arztbesuch erforderlich macht.
Drittes Beispiel: In Abbildung 5 wird gezeigt, dass sich die Geräte auch bei starker Bewegung sinnvoll einsetzen lassen. Man beachte zunächst das Bewegungsprotokoll unten. Bei starker Bewegung und Anstrengung schwankt die Herzrate kräftig, hinzu kommen unvermeidliche Bewegungsartefakte. Unnormal ist aber die Verbreiterung der Herzkurve bei absoluter Ruhe in den beiden Pausen. Zur Klärung wurde die Pulswelle eines Fingersensors (s. Anhang) angeschaut, sie zeigte speziell in Ruhephasen zwischen Belastungen massiv auftretende ventrikuläre Extrasystolen, ebenfalls ein Fall für den Arzt.
App ViHealth: Wir konnten die App problemlos installieren, und alle drei O2-Geräte über Bluetooth anbinden. Ein Dashboard zeigt O2-Sättigung und Pulsfrequenz in Echtzeit. Die Kurven O2-Sättigung, Pulsfrequenz und Bewegung werden perfekt in hoher Auflösung aufgezeichnet, und können am Smartphon sehr genau analysiert werden. Bei Handling und Reportausgabe ist die PC-Version stark im Vorteil und daher besonders empfehlenswert. Für weitere Info lese man die Anleitung zu ViHealth.
Fazit: Drei willkürliche Fälle, alle drei ein vom Probanden weitgehend unbemerkter Fall für den Arzt! Das zeigt eindrucksvoll: Alle drei Geräte können dem Laien schwerwiegende Erkrankungen rechtzeitig aufzeigen, und liefern am PC (auch die Smartphon App ist trotz weniger professioneller Reportausgabe nutzbar) ungemein detaillierte Aufzeichnungen für den Arzt. Das alles erfolgt bei konkurrenzlos einfacher Bedienung und hervorragendem Trendmedic Kundenservice. Die Perfektionierung der Geräte durch Ringsensoren, Bewegungsaufzeichnung etc. ist ein Alleinstellungsmerkmal in ihrer Klasse. Die einzige verbleibende Frage ist nur noch für welchen der drei genialen kleinen Helfer man sich entscheidet. Jede Arztpraxis sollte solche als Medizinprodukt zertifizierte Geräte besitzen!
Anhang
Tonaufnahme: Parallel zur Schlafanalyse könnte man mit einer Nasenbrille den Atemdruck aufzeichnen, entsprechende Geräte sind aber nicht ganz billig. Ersatzweise kann man ein Diktiergerät (möglichst mit Richtmikrofon) in Kopfnähe laufen lassen, die aufgezeichneten verschiedenen Schnarch und Atem-Geräusche helfen später beim auswerten der Kurven. Die obere Tonspur in der Abbildung passt zum Bild einer CSA oder "periodischen Atmung", die untere Spur zeigt eine sehr schnelle, flache Atmung. Es handelt sich also nicht um lautes Schnarchen wie bei einer klassischen Schlafapnoe (OSA) sondern um eine andere Erkrankung. Hier ist der Laie am Ende, der Arzt ist gefragt. Tipp: Wer spät ins Bett geht, startet die Tonaufnahme exakt um null Uhr. Die Längenanzeige der Tonspur ist dann synchron mit der Uhrzeit des O2-Geräts.
Pulswelle: Schon für wenige Euro gibt es Fingerklammern zur O2-Anzeige, die auch die Pulswelle darstellen. Diese Darstellung sollte als dünne Kurve erfolgen, und nicht als ausgefülltes "Gebirge", ein Contec CMS50N oder 50D-BT ist geeignet, man lasse sich von Trendmedic beraten. Die Kurve sollte bei absolut ruhig gehaltenem, an einem passenden Finger/Daumen angelegten Gerät völlig gleichmäßig aussehen. Jede Abweichung deutet auf Herz/Kreislauf Probleme hin. Zur Erläuterung wurde bei den Beispielen das parallel aufgezeichnete EKG grün eingefügt. Das erste Beispiel zeigt eine ventrikuläre Extrasystole. Solche VES werden gefährlich, wenn sie stark gehäuft auftreten. Das zweite Beispiel zeigt einen potentiell lebensbedrohlichen Zustand des Herzens, der von betroffenen Personen oft überhaupt nicht realisiert wird, obwohl er umgehend behandelt werden muss. So können wenige Euro und zwei Minuten pro Tag ausreichen, um Leben zu retten.